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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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15.07.2006
 

Springer ganz unten
Döpfners Kotau

Es ist kein Wunder, daß der Verlag die „HÖRZU“ voranschickt, „entsprechend der Vorschläge“ zu schreiben.
Deren Leser werden bestimmt nicht in nennenswerter Zahl Anstoß nehmen.

Wer wirklich hinter Döpfners Kotau steckt, werden wir wohl nie erfahren. Nur daß er nicht die wirklichen Gründe genannt haben kann, steht fest, sie sind einfach zu fadenscheinig.



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Kommentare zu »Springer ganz unten«
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Kommentar von R. M., verfaßt am 30.04.2008 um 21.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#12045

Der Flughafen Tempelhof wird geschlossen und ein Teil der Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße umbenannt. Ein Anliegen, dessen sich Springer annimmt, ist schon so gut wie verloren.
 
 

Kommentar von Welt am Sonntag, 30. 7. 2006, verfaßt am 31.07.2006 um 15.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#5150

Wie wir künftig schreiben
Editorial

von Romanus Otte

Die Rechtschreibreform hat in den vergangenen Jahren für viel Ärger gesorgt. Der Versuch, dem Volk die Macht über die Sprache zu nehmen und auf eine Kommission zu übertragen, darf als gescheitert angesehen werden. Das Experiment hat Verwirrung gestiftet, das Land gespalten und die Einheitlichkeit der Schreibweise zerstört. Nun haben wir den Buchstabensalat.

Die Rechtschreibreform taugt als Lehrstück, warum es so schädlich ist, wenn der Staat sich in Angelegenheiten einmischt, die seine Bürger wunderbar allein regeln können. Über Generationen haben Deutsche, Schweizer und Österreicher ihre Sprache und die Schreibweise selbst entwickelt. In Streitfragen entschied ein Blick in den Duden, dessen Redaktion seit 1880 nachvollzog, wie die Menschen ihre Sprache lebten. Und mit dem Wahrig gab es sogar Konkurrenz.

Dann überzeugten einige Pädagogen, Wissenschaftler und Politiker die Kultusminister der Länder, daß man die Sprache nicht den Menschen überlassen dürfe. Folge seien Wildwuchs, Anarchie und überforderte Kinder. Wenn der Staat die Experten nur regeln ließe, werde die deutsche Sprache viel logischer und einfacher zu lernen.

Was folgte, ist bekannt. Kommissionen machten sich ans Werk. Niemand nahm ihre Arbeit wahr oder ernst. Ein Aufschrei folgte erst, als alles längst beschlossen war. Dann waren Schriftsteller, Journalisten, Lehrer, Leser, Eltern und Sprachliebhaber entsetzt. Mehrere Verlage, wie auch Axel Springer, in dem die "Welt am Sonntag" erscheint, entschieden sich, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren und die Rücknahme zumindest der schwersten Fehler der Reform zu fordern.

Seit einiger Zeit ging es nun vor allem darum, Schaden zu begrenzen und zu einer möglichst einheitlichen Rechtschreibung zu finden. In einer leicht geänderten Fassung tritt die Reform am 1. August, also am Dienstag, endgültig in Kraft. Nach zehn Jahren Streit werden die neuen Regeln verbindlich. Einige wurden entschärft, und in vielen Fällen werden mehrere Schreibweisen akzeptiert. Wer sich die Zuversicht bewahrt hat, mag es so sehen: Die Sprache ist wieder beim Volk.

Mit der nächsten Ausgabe stellt auch die "Welt am Sonntag" ihre Schreibweise um. Wir verwenden dann nur noch Schreibweisen, die im Rahmen der Reform liegen. Auch deren endgültige Fassung ist eher eine Verschlechterung gegenüber der alten Rechtschreibung. Die Vielzahl der Schreibvarianten gefährdet die Einheitlichkeit der Rechtschreibung. Wir haben uns dennoch dafür entschieden, die Reform umzusetzen, weil wir nicht in einer Weise schreiben wollen, die Kindern in der Schule künftig als Fehler angestrichen wird.

Wir sind zudem überzeugt, daß es gelingen kann, die Einheitlichkeit der Schreibung wiederherzustellen. Wir werden daher künftig jenen Empfehlungen folgen, die der neue Duden (24. Auflage) für jene Fälle ausweist, in denen die neuen Rechtschreibregeln zu mehreren zulässigen Varianten führen. Am nächsten Sonntag werden wir sie detailliert darüber informieren, wie wir genau in Zukunft schreiben.

Welt, 1. 8. 2006
In eigener Sache


Liebe Leserinnen und Leser,

beim Lesen werden Sie feststellen, dass wir unsere Rechtschreibung umgestellt haben. Ab sofort finden Sie in Ihrer WELT nur noch Schreibungen, die sich im Rahmen der von den Kultusministern unumkehrbar verabschiedeten reformierten Rechtschreibung bewegen. Diese Reform ist zum 1. August dieses Jahres in Kraft getreten.

Immer wieder hatte die Axel Springer AG an die Vernunft der Politik und der Reformer appelliert, eine Korrektur der durch kultusbürokratische Überregulierung verursachten Fehlentwicklung der Rechtschreibreform vorzunehmen - leider vergeblich. Die im März 2006 endgültig beschlossene Reform erlaubt nun eine solche Vielzahl von Schreibvarianten, dass die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung gefährdet ist. Trotz Ablehnung der Reform können wir als Verlag nicht weiterhin in einer Weise schreiben, die Kindern in der Schule zukünftig als fehlerhaft angestrichen wird.

Wir sind jedoch der Überzeugung, dass es trotz der Reform gelingen kann, die Einheitlichkeit der Schreibung der deutschen Sprache wiederherzustellen. Um diese Zielsetzung zu unterstützen, werden alle Zeitungen, Zeitschriften und Online-Medien von Axel Springer zukünftig den Schreibempfehlungen des Dudens folgen, die dieser in der neuen, 24. Auflage enthält.

Der neue Duden weist in allen Fällen, in denen die Rechtschreibregeln zu mehreren zulässigen Schreibvarianten führen, die von der Dudenredaktion jeweils empfohlene Schreibung besonders aus. An diese Empfehlung werden wir uns in Zukunft halten.

Redaktion und Verlag
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2006 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#5143

Die 10 Regeln mit Beispielen, die BILD formuliert hat, sind fast ausnahmslos falsch.
 
 

Kommentar von BILD, 31. Juli 2006, verfaßt am 31.07.2006 um 01.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#5141

Das dass, das das daß ersetzt
BILD erklärt die Rechtschreibreform

Berlin – Morgen treten die von den Kultusministern beschlossenen Änderungen der Rechtschreibreform bundesweit in Kraft.

Die Änderungen betreffen die Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung sowie Zeichensetzung und Trennung von Wörtern am Zeilenende.

Es gibt eine neue Regel, wann mit „ß“ und „ss“ geschrieben werden muss.

Der neue Duden enthält alle künftig erlaubten Schreibweisen – gibt zugleich aber auch eine Orientierungshilfe im Rechtschreib-Dschungel mit seinen rd. 3000 Schreibvarianten: Empfohlene Schreibweisen sind in dem Nachschlagewerk gelb markiert.

Auch die Axel Springer AG, in der BILD erscheint, richtet sich nach der neuen Rechtschreibung.

BILD wird schon ab heute den Schreibempfehlungen des neuen Dudens folgen.

Der Leiter der Duden-Redaktion, Matthias Wermke, nennt als Kriterien für die Empfehlungen: „Erstens: der tatsächliche Schreibgebrauch, wie ihn die Dudenredaktion beobachtet; zweitens: die Bedürfnisse der Lesenden nach einer optimalen Erfassung der Texte und drittens: die Bedürfnisse der Schreibenden nach einer möglichst einfachen Handhabung der Rechtschreibung.“

www.bild.t-online.de/.../rechtsschreibreform.html (!)
 
 

Kommentar von Auto Bild, verfaßt am 27.07.2006 um 16.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#5059

»Noch eines, um Verwirrungen vorzubeugen: autobild.de schreibt jetzt nach den Regeln der reformierten Rechtschreibung, die am 1. August 2006 in Kraft tritt. Wollen wir mal alle hoffen, dass es gelingt, die Einheitlichkeit der deutschen Schreibe wiederherzustellen – wir jedenfalls halten uns ab sofort an die von der Duden-Redaktion empfohlene Version. Auch dann, wenn es theoretisch mehrere Schreibweisen gibt. Denn ein Coupé ist und bleibt nun mal ein schönes Auto – und kein "Kupee".«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2006 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4959

Gestern abend hat ein Scherzbold unter meinem Namen hier einen Text eingestellt, und es gibt noch weitere Sabotageversuche. Mancher scheint es nötig zu haben.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 23.07.2006 um 22.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4948

Ob es das einzige - oder überhaupt ein - Motiv war, Döpfner seine Düpierung in der Sache Rechtschreibung zu versüßen, mag dahingestellt sein. Jedenfalls hat Friede Springer ihrem Vorstandsvorsitzenden 2% der A.Springer-Aktien etwa 30% unter Kurs verkauft. Da tut es jedenfalls nicht mehr ganz so weh.
 
 

Kommentar von Karl Martell, verfaßt am 23.07.2006 um 21.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4947

Solange der Wunsch als Vater jener "offiziellen Rechtschreibung" weiter vorherrscht, tun nicht nur kluge Köpfe gut daran, kühl zu bleiben. Und so bleibt zum Trost nach Thomas Schmids Weggang wenigstens eine vernünftige Verschriftung meiner ersten Sonntagslektüre zurück.
 
 

Kommentar von Welt am Sonntag, 23. Juli 2006, verfaßt am 23.07.2006 um 21.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4945

Kluge Köpfe sind bisweilen ein wenig bockig. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" wird Anfang August die offizielle Rechtschreibung nicht übernehmen. Die Frankfurter waren 2004 [sic!], genau wie die Axel Springer AG (in der auch die "Welt am Sonntag" erscheint), aus Protest gegen die Reform zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt. Während Axel Springer am 1. August auf den neuen Rechtschreib-Kompromiß umstellt, geht die Reform der Reform den "FAZ"-Herausgebern nicht weit genug zurück. Sie wollen deshalb eine Arbeitsgruppe einsetzen. "Gräulich" und "aufwändig" werden nämlich immer noch mit "ä" statt mit "e" geschrieben. Stefan Winterbauer

http://www.wams.de/data/2006/07/23/969685.html
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 17.07.2006 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4866

Random House (Bertelsmann) goß warmen Geldsegen über Springer und FAZ aus! Wofür?

23. September 2005, Neue Zürcher Zeitung

Wachstumszwänge einer Branche
Hintergründe des Verkaufs der «FAZ»-Buchverlage

Zwei Jahre ist es her, dass der Verkauf der Buchverlage des Axel-Springer-Konzerns im deutschen Buchmarkt Wellen schlug. Marktführer Random House hatte sich die Verlage im Paket einverleiben wollen, beschied sich aber - um das Kartellamt zu beruhigen - mit dem Erwerb von Heyne. Ullstein und List gingen an den Branchenzweiten, den Konzern Bonnier. Die danach einkehrende Ruhe hat sich jetzt als trügerisch erwiesen. Wie die Veräusserung der bisher zur «FAZ» gehörenden Verlage Manesse, Kösel und Deutsche Verlagsanstalt (DVA) an die Bertelsmann-Tochter Random House zeigt, geht der Konzentrationsprozess im Buchmarkt weiter.

Spätfolge der Zeitungskrise?
Eine Parallele ist augenfällig: Wie damals der Springer-Konzern ist es auch jetzt wieder ein Pressehaus, das sich unter Berufung auf sein «Kerngeschäft» von der Buchsparte trennt. Dies und der Umstand, dass Gerüchte um den Verkauf etwa der DVA zurückreichen bis in die Zeit der schlimmsten Einbrüche im Anzeigengeschäft vor zwei, drei Jahren, könnte den Eindruck erwecken, die gegenwärtige Veräusserung sei eine Spätfolge der Zeitungskrise, eine Reaktion also auf das Fortbestehen roter Zahlen. Eine solche Interpretation indes weist die «FAZ»-Geschäftsführung energisch zurück. Das Dementi mag man glauben oder auch nicht. Sicher ist, dass gerade Verlage mittlerer Grössenordnung, und um solche handelt es sich bei Manesse, Kösel und der DVA, nur noch schwer über Wasser zu halten sind. Die grossen Verlagsgruppen können Synergieeffekte beispielsweise durch das Zusammenlegen von Vertrieb und Marketing erzielen; die Kleinverlage bewirtschaften Nischen und üben sich in der Kunst der Selbstausbeutung des Personals. Beide Möglichkeiten fehlen den Mittelgrossen. Für die «FAZ»-Gruppe kam hinzu, dass sie ein breites Programm bei vergleichsweise schmalem Umsatz bot. Die Nötigung, in eine andere Grössenordnung hineinzuwachsen, war stark - und für Grösse ist Random House freilich die erste Adresse.

Allemal durchsichtig ist das Motiv des Käufers. Random House betont in seiner Presseerklärung zum Erwerb der Verlage zwar deren spezifische Programmprofile - die DVA mit ihren hochkarätigen Autoren aus Politik und Zeitgeschichte, Kösels Stellung im Segment Religion und Lebenshilfe, Manesses wunderbaren Fundus an klassischer Weltliteratur -, aber man könnte das Lob der Inhalte auch profaner singen. Der Löwenanteil des Buchgeschäfts wird heute mit Taschenbüchern gemacht; wer Massenumsatz will, braucht Lizenzen und Titel, um seine Taschenbuchverlage zu füttern, und solche Lieferanten von Inhalten hat Random House mit den Hardcover-Verlagen Kösel, Manesse und DVA erworben. Das macht zugleich klar, warum die DVA und Kösel nicht länger Gesellschafter beim Deutschen Taschenbuchverlag bleiben können, denn als solche stehen sie in der Pflicht, Taschenbuchrechte vor allen anderen Interessenten zuerst dort anzubieten. Eine Überraschung wäre, würde das Kartellamt ein Verbot der Übernahme auch nur erwägen. Mit der Wirtschaftskraft der ehemaligen Springer-Verlage Heyne, Ullstein und List lässt sich die «FAZ»-Buchgruppe nicht vergleichen.

Den Giganten Paroli bieten
Das Feld der noch ohne Konzernbindung operierenden mittelständischen Verlage im deutschen Sprachraum wird zunehmend überschaubarer, wiewohl die hiesige Branche von Konzentrationen wie in Frankreich oder Italien noch ein gutes Stück entfernt ist. Big Player wie Random House oder Bonnier oder Holtzbrinck werden auch weiterhin alles erwerben, was sie meinen verdauen zu können. Man werfe zur Ergänzung der Perspektive nur einmal einen Blick auf den Partner der Verlage im Buchgeschäft: den Handel. Auch hier wachsen die Grossen der Branche auf Teufel komm raus. Schon um Buchhandelsgiganten wie Thalia oder Weltbild Paroli bieten zu können, werden auf Verlagsseite die kaufkräftigen Unternehmen den Konzentrationsprozess weiterhin vorantreiben.
 
 

Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 17.07.2006 um 08.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4862

"Computerbild" ist im aktuellen Heft 15 rechtschreiblich fast tiptop klassisch. Man findet kein ss, wo ß hingehört, nicht nur in der enormen Masse redaktionellen Textes, auch in den Leserbriefen! Nur einmal "Adressenmissbrauch" aber normalerweise "...mißbrauch". Je nun, die ss-Schreibung ist per Software leicht beherrschbar. Aber man findet auch kein "aufwändig" oder "fertig stellen" oder "fertig zu stellen" "wieder herstellen" u. dgl. Mithin sind noch keine Anzeichen einer herandräuenden Rückumstellung erkennbar.
Wäre da nicht die S. 12 . Da steht eine unkritische Duden-Kurzbeschreibung, weitgehend aus der Werbung abgeschrieben, und dann "Übrigens: Die Axel Springer AG, in der auch Computerbild erscheint, übernimmt die neue Rechtschreibung zum 1. August."

Anders sieht es schon auf der Website aus, in der Suchfunktion "Themen suchen"! Da findet man fast nur dass und sehr wenige daß. Auch nur "jedes Mal" und kein "jedesmal", sehr wenig "selbständig", aber viel "selbstständig". Schwer zu sagen, was da eigentlich Sache ist.
Werde mal dieses Heft aufbewahren und nach Jahresfrist dann vergleichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2006 um 08.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4858

Apropos "tausend": Duden empfiehlt ausdrücklich Tausend Schüler sowie Hundert und Aberhundert Sterne. Diese Großschreibung ist durch nichts zu rechtfertigen. Sie stammt aus einer unklar formulierten Regel (§ 58 E6), die von der Dudenredaktion in der absurdestmöglichen Weise ausgelegt und zu einer Empfehlung gemacht wird. Wahrig hält sich eher zurück.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 17.07.2006 um 00.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4857

"Tausend Mann und ein Befehl und ein Weg, den keiner will" sang Freddy Quinn in den 60er Jahren. Damals war man sensibler gegen obrigkeitliche Willkür.
 
 

Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 16.07.2006 um 23.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4856

Wieso sollte sich Annette Schavan düpiert vorkommen? Sie ist doch Politikerin -- und die fragliche Äußerung ist mehr als zwei Jahre her.
 
 

Kommentar von Alfarrabista, verfaßt am 16.07.2006 um 17.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4854

Düpiert muß sich vor allem Annette Schavan vorkommen, die am 7. 7. 2004 im Münchener "Dialog" erklärte: " Die Schwachstelle ist die, daß das Ganze immer nur unter dem Stichwort 'Vereinfachung' der Regeln zum rechten Schreiben behandelt worden ist. Man hat immer gesagt, es soll weniger Regeln für die Kinder geben, es soll einfacher werden. Vernachlässigt worden ist ein anderer Aspekt, der genauso wichtig gewesen wäre, nämlich, daß Sprache was mit Kultur zu tun hat und keine Rechtschreibregeln erlassen werden dürfen, die die Ausdrucksmöglichkeiten der deutschen Sprache verringern. Und das ist das Problem, der große Konfliktpunkt, Getrennt- und Zusammenschreibung... Das wird nicht akzeptiert werden, was in diesem Zusammenhang an Regeln erlassen worden ist."

Daß man diesen Standpunkt und die damit angestoßene Revision leicht unterlaufen könnte, ist den Schulministerien und den Schulbuchverlagen offenbar nicht aufgegangen. Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, empfiehlt gerade: "Vor dem Hintergrund der Änderungen sollte der Merksatz 'im Zweifelsfall getrennt' im Unterricht nicht mehr verwendet werden. Ähnlich die Empfehlung des Oldenbourg-Verlags (Verf.: Herr Schoebe): "Für das Merkwissen zur Rechtschreibung ist es eine Erleichterung, wenn man sich nur merkt: resultatives Adjektiv + Verb zusammenschreiben."

Man kann gespannt sein auf die Reaktionen, die der Alleingang des Duden auslösen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2006 um 16.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4852

Die von der dpa befragten Medien haben sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, im Rahmen der amtlichen Neuregelung zu bleiben und bei Varianten die klassische Schreibweise vorzuziehen. Damit scheiden die Duden-Empfehlungen von vornherein aus. Gerade das Unternehmen Duden, mit dessen Ankündigung einer erträglichen Lösung der Ratsvorsitzende und Handlungsreisende Zehetmair im Winter so verheißungsvoll wedelte, richtet für Springer die Rechtschreibung ein, und dpa-Sprecher Hein hat die Agenturen ständig mit dem Schlagwort "Rechtschreibkorrektur von der Stange" (nämlich "Was Duden empfiehlt") bearbeitet.
 
 

Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 16.07.2006 um 15.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4851

Bekanntlich hat der Springer-Verlag vor, die »Lösung von der Stange« der Dudenredaktion zu übernehmen.

Es bleibt jedoch die Frage offen, wie der Verlag mit denjenigen Schreibungen umgeht, die 2006 nicht korrigiert, aber von der deutschen Presse schon immer ignoriert wurden. Es geht hier hauptsächlich um Dinge wie Ohmsches Gesetz, Goethesch usw.

Plant der Springer-Verlag wirklich, an dieser Stelle selbst hinter die Presseorthographie von 1999 zurückzufallen? Man wird es sehen ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2006 um 11.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4850

Eine sehr kluge und gewiß zutreffende Überlegung. Das wirtschaftliche Interesse daran, nicht die gesamte Produktion umstellen zu müssen, macht die Wörterbuchverlage, besonders aber den ohnehin gefährdeten Duden-Verlag mit seiner Monokultur, zum natürlichen Verbündeten der Bremser um Gallmann. Für Zehetmair und seine Versöhnungsmelodie hatten diese Herren ohnehin immer nur ironisches Grinsen übrig - genauso wie die Herrschaften vom IDS, die ja ihr Feixen über den Vorsitzenden auch nur mühsam verbergen konnten. Zehetmair hatte wohl eine Zeitlang (oder sogar einige Zeiten lang, wie C. Knobloch sagen würde) wirklich den Wunsch, etwas Gewichtiges für die Wiederherstellung unanstößiger Schreibweisen zu leisten, und aus diesem Wunsch heraus ist er gegen die Obstruktionsstrategie von Gallmann und Sitta ein einziges Mal richtig scharf geworden (für seine Verhältnisse). Nun kriegt er die Quittung.
 
 

Kommentar von Alfarrabista, verfaßt am 16.07.2006 um 11.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4848

Nicht vergessen: Die Entscheidung, trotz neuerdings gegebener Wahlmöglichkeit die unrevidierten Reformschreibungen von 1996 zur neuen Einheitsrechtschreibung zu erheben, hat Matthias Wermke getroffen. Die Springer-Presse (und wer sich sonst noch anschließt) macht nur mit. Das enttäuscht alle, die nach Schweizer Vorbild (wenn denn etwas daraus wird) auf eine staatlich tolerierte Teilrückkehr zur traditionellen Rechtschreibung gehofft hatten. Seien wir aber ehrlich: Hätte Herr Wermke denn überhaupt anders handeln können? Zur Erinnerung: Die Rechtschreibreform ist nicht das Werk der Duden-Redaktion. Nichts hätte man im Institut für deutsche Sprache und beim Bertelsmann-Verlag lieber gesehen, als wenn der Duden die Übernahme der verhunzten Schreibungen strikt abgelehnt hätte. Man denke nur an die Inbrunst, mit der sich die Deutschen zu Weihnachten 1996 auf die neuen Rechtschreibwörterbücher stürzten: "moderne", "logischere", "kinderleicht zu erlernende" Reformschreibungen! Entgegen allen Annahmen setzte sich der Duden jedoch an die Spitze der Rechtschreibreform - und rettete seinen Ruf und seinen Löwenanteil am Wörterbuchmarkt. Seitdem sind fast zehn Jahre vergangen, in denen die neuen Schreibungen für die meisten Leser zur Normalität geworden sind. Das lexikographische Konsortium Bibliographisches Institut/Brockhaus/Langenscheidt hat unterdessen sein gesamtes Verlagsprogramm auf die Schreibungen nach dem Regelwerk von 1996 umgestellt. Alles andere als minimale Nachbesserungen würden in dieser Situation den unternehmerischen Ruin bedeuten. Vielen Kinder- und Jugendbuchverlagen würde es ähnlich ergehen. Nicht Profitgier, sondern die Existenzangst ist hier die Ratgeberin. Vielleicht spielt bei anderen Anwendern auch die Unlust mit, wieder umlernen zu müssen. Gäbe es die Möglichkeit, die vorherrschende Meinung in bezug auf Herrn Zehetmairs Reformrevision zu ermitteln, wäre das Ergebnis wohl ernüchternd: Die Begeisterung hält sich vermutlich in Grenzen. Vielleicht sollte Professor Icklers inzwischen siebzehnjährige Tochter von ihrer früheren Lehrerin eine Entschuldigung dafür verlangen, daß sie ihr 1967 das kleine "l" in "leid tun" angestrichen hat. Ein wenig Reue im Gefolge von Herrn Zehetmair wäre ja auch schon etwas. Alles andere muß sich erst zeigen, und das kann lange dauern.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.07.2006 um 11.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4846

Falls es Fernsehprogrammzeitschriften in guter Rechtschreibung gibt, sollten sie hier genannt werden.

Der Spruch "Es gibt Wichtigeres als die Rechtschreibreform" kam beim Volk an als "Es gibt Wichtigeres als die Rechtschreibung".

Die nächste Vereinfachungsstufe ist "Es gibt Wichtigeres als die Sprache".

Zurück zu den Pictogrammen, zurück in die Steinzeit, z.B. zur Luwischen Bilderschrift, die wurde im ganzen großen Hethiterreich verstanden.

Der Hauptgrund scheint mir zu sein: Wer sich nicht mehr genau ausdrücken kann, kann auch nicht mehr genau denken und nicht mehr die Regierung kritisieren.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 16.07.2006 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4845

Was bringt die Zukunft?

Das Zeitalter der Papierzeitschriften oder Papiertageszeitungen nähert sich rasant ihrem Ende. In vielleicht zwanzig Jahren wird es Bild, FAZ, Welt, Stern, Spiegel, Focus (und wie sie alle heißen) nicht mehr geben. Zumindest nicht mehr so, wie wir sie heute kennen. Nichts ist älter, als die Nachricht von gestern -- das war schon immer so... nur war die Technik für ein anderes Zeitungsmedium bislang nicht verfügbar.
Damit einhergehen wird ein immer schlampigerer Umgang mit der Qualität der Informationen (das merken wir jetzt schon) und daraus folgend auch der Qualität der Aufbereitung (= will sagen: der Rechtschreibung).

Sicherlich werden die Papierbücher länger überdauern... die Verlage werden sich schon nicht selbst das Wasser abgraben, denn für eine elektronische Veröffentlichung (und die daraus folgende Rahmabschöpfung) braucht sie der Autor eigentlich nicht.

Doch... sofern der lokale Buchhandel (dank Amazon, Google und Co) irgendwann zusammenbricht, und damit die Werbung vor Ort nicht mehr existiert, werden auch hier gewaltige Änderungen eintreten. Lulu.com und BOD werden immer mehr drucken... die im "Selbstverlag" produzierten Bücher werden ohne Endkontrolle/Lektorat immer schlampiger... und schließlich kommen doch noch die e-Bücher durch die Hintertür und das Niveau wird noch einmal sinken.

Und spätestens dann schreibt sowieso jeder Profi, wie er will... bzw. wie ihn Word oder Writely gemäß Standardeinstellungen korrigiert!
 
 

Kommentar von borella ;-( zu #4842, verfaßt am 16.07.2006 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4844

In einem hat Hr. Petzold recht, Orthografie ist nicht der Mittelpunkt der Welt.

Sie ist nur eine tragende Säule unserer Kultur; wenn sie in Unordnung kommt, kommt auch die Kultur in Unordnung. Das zur Rolle der Orthografie.

Ansonsten zeichnet sich Hr. Petzold, wie viele andere auch, durch arrogant vorgetragene Unkenntnis aus (Druckerschwärzeverbraucher).

Oder er hat ein völlig anderes Verständnis des Begriffes „liberalisiert“.
Wenn ausgerechnet die übliche Schreibweise verboten und statt dessen eine unübliche verbindlich wird, dann ist das nicht liberal sondern kategorisch.
Und wie es um die angebliche Halbierung der Regeln bestellt ist, wird durch die Entwicklung der Seitenzahlen der Wörterbücher seit Beginn der Reform unmißverständlich vor Augen geführt.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 16.07.2006 um 10.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4843

Na ja, ab dem 1. August 2006 ist der Axel-Springer-Verlag ein Verlag, von dem wir nichts mehr beziehen.

So sollten es viele machen, denn "Springer" sähe dann im "Portmonee", das so wahrlich "gräulich" aussieht, was er davon hat. Leider wird der Durchschnitts-"Springer"-Leser wohl nichts dergleichen tun, so daß "Springer" nicht wirklich etwas zu befürchten hat.
(Und alles nicht lesen, das reformiert geschrieben ist, geht auch nicht auf Dauer.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2006 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4842

Hier noch zwei historisch interessante Zitate aus dem Hause Springer:

"Es war nicht so, daß die deutschsprachigen Zeitungen die Agenturen gezwungen haben, sich der Reform anzunehmen. Der Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger und die Agenturen haben gemeinsam den Beschluß gefaßt, 1999 die Rechtschreibreform einzuführen." (Brief von Chefredakteur Peter Kruse, Hamburger Abendblatt, vom 8.7.1999 im Auftrag des Vorstands der Axel Springer Verlag AG)

"Die künstlerische Freiheit ist uns – den einzelnen Redaktionen – nicht erlaubt, da ein Beschluß der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger, sich der Reform anzuschließen, besteht." (Brief der HÖRZU-Redaktion vom 23.8.1999)

Zur gleiche Zeit teilte Frau Pasquay vom Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger brieflich mit, daß es einen solche Beschluß nicht gegeben habe. Damals schoben Agenturen und Zeitungen einander die Verantwortung zu. Der Fall ist bis heute nicht geklärt. Unterm Strich kam es jedoch zu dem Ergebnis, daß fast alle deutschen Zeitungen und Zeitschriften im Gleichschritt auf eine Reformschreibung umstellten, die ihnen die Deutsche Presse-Agentur ins Nest gelegt hatte.

Petzold wurde dann Chefredakteur beim STERN, wo er übrigens mit dem Reform-Vorkämpfer Jörges zusammenarbeitet, der früher bei der inzwischen verblichenen WOCHE war. Zur Rückumstellung der Springer-Zeitungen fiel ihm ein: "Es gibt in diesem Land wahrlich wichtigere Themen als die Popanz-Debatte um die Rechtschreibreform. Jeder versteht die "FAZ" zu lesen, die bei der alten Rechtschreibung geblieben ist, jeder versteht den stern, der die reformierte Orthografie größtenteils übernommen hat. Auch Schüler und Lehrer kommen mit den neuen Schreibweisen bestens zurecht, bestätigen die Verbände. Dennoch, Ende vergangener Woche bliesen einige Verlage mit großem Theaterdonner zum Rückzug. Sie wollen wieder schreiben wie früher. Begründung: mangelnde Akzeptanz der Reform und angebliche Verunsicherung über das Regelwerk. Der stern wird bei den neuen Regeln bleiben. Es sei denn, die Kultusminister-konferenz würde eine Rückkehr zur alten Schreibweise beschließen, was höchst unwahrscheinlich ist (Seite 40). Es war nicht zu erwarten, dass die Deutschen mehrheitlich in Jubel ausbrechen. Die Rechtschreibreform ist ein Generationenprojekt, das man ganz gelassen begleiten kann. Leser und Schreiber können sich anpassen, sie müssen aber nicht. Wir wollen den stern aber auch für die Leser der Zukunft machen, Millionen Schüler, die seit sechs Jahren nach den neuen Regeln lernen. Auch wir halten die Reform nicht für makellos, dafür gibt es zu viel Unausgegorenes. Doch das lässt sich präzisieren. Sollen Deutsche, Österreicher und ein Teil der Schweizer deshalb aber wieder zu den alten, wesentlich komplizierteren Regeln zurückkehren? Nichts wäre gewonnen, aber viel Geld und Mühe vergeudet. Die Reform brachte ein halbiertes Regelwerk, liberalisierte Schreibweisen, mehr Logik in die Groß- und Kleinschreibung und beendete den Komma-Wahn. Wie auch immer - uns sind die Anhänger der neuen und der alten Schreibweise gleichermaßen als Leser willkommen. Herzlichst Ihr Andreas Petzold"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2006 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4838

Herr Dörner hat recht. Schon damals war die HÖRZU neben dem Hamburger Abendblatt eine Bastion der Reformer, gegen die sich Döpfner erst durchsetzen mußte; BILD und WELT waren gegen die Reformschreibung. Es könnte sich also auch jetzt wieder um einen Machtkampf handeln, den Döpfner diesmal verloren hätte. Wer weiß? Die HÖRZU bringt Geld, die WELT kostet Geld, das macht schon einen Unterschied.

Am interessantesten ist Herrn Dörners Beobachtung, daß die nun wieder benutzte Reformschreibung im wesentlichen die alte von 1996 ist und sich folglich gar nichts Nennenswertes zum Besseren gewendet hat. Das entlarvt den Vorwand als solchen.
 
 

Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 15.07.2006 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4837

1999 war die »Hörzu« diejenige Zeitschrift, die sich mit Abstand am nachdrücklichsten über die Kritiker der Rechtschreibreform lustig machte. Die Kritiker seien ausschließlich Leute, die nicht bereit seien, einmal etwas Neues auszuprobieren, usw. In diesem Stil ging der Artikel über fast eine halbe Seite.

2004 war die »Hörzu« die einzige Zeitschrift des Springer-Verlags, die völlig kommentarlos auf die bewährte Rechtschreibung rückumstellte. Leserbriefe, die zu diesem Thema mit Sicherheit in nicht geringer Zahl ankamen, wurden nicht veröffentlicht.

2006 spielt die »Hörzu« nun den Vorreiter bei der abermaligen Umstellung auf die sogenannte »neue Rechtschreibung«. Die Redaktion kündigt an, sich genau an die Empfehlungen des Dudens halten zu wollen. Damit übernimmt sie aber auch diejenigen Schreibungen, die 2004 der Anlaß zur Rückumstellung auf die bewährte Orthographie waren, 2006 korrigiert wurden, aber vom neuen Duden nicht empfohlen werden.

Eine Durchsicht der neuen »Hörzu« führt schnell zur Erkenntnis, daß sich die Orthographie des Springer-Verlags kaum bis gar nicht von der Rechtschreibung unterscheidet, die dort von 1999 bis 2004 praktiziert wurde und von der der Verlag schließlich aus guten Gründen Abstand nahm. Die Argumentation der Redaktion, das Schlimmste sei nun korrigiert und man könne die Neuschreibung deswegen übernehmen, wird hierdurch sofort ad absurdum geführt.

In der neuen »Hörzu« findet man somit wieder Tipp, 20-Jährige, Fritteuse, Schifffahrt, sogar acht Mal (!), hingegen jedesmal und einmal bei dem der Mann schwerverletzt wurde und vieles andere mehr.

Mehr kann ich erst sagen, wenn ich den neuen Duden durchsehen kann. Dieser scheint aber - dies ist inzwischen klar - in den meisten Fällen möglichst »neuschreibliche« Varianten zu empfehlen. Von den Korrekturmaßnahmen des Rates, die den Verlag angeblich überzeugt hätten, will Springer also nicht einmal Gebrauch machen.

Die Dudenredaktion achtet nach ihrem Debakel von 2004 nun sehr darauf, daß die Buchhandlungen die Neuauflage nicht vor dem 22. Juli vertreiben. 2004 konnte ich den neuen Duden in einer Buchhandlung zwei Wochen vor dem offiziellen Erscheinen entdecken: Ein Exemplar lag dort offen auf dem Boden und war anscheinend »vom Laster gefallen«. Diese Chance ließ ich mir selbstverständlich nicht entgehen. In anderen Läden war ähnliches zu beobachten. Dies ist 2006 leider nicht mehr der Fall.
 
 

Kommentar von Markus Fischer, verfaßt am 15.07.2006 um 14.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4833

Eine Vorreiterrolle übernahm schon vor vier Monaten die Online-Ausgabe von "Computer-Bild", sozusagen als Testballon.
Auf meinen damaligen Protest erfolgte keine Antwort.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.07.2006 um 14.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4832

Kein Wunder, daß Springer und andere sich einer Bewertung enthalten. Sie haben ja das Kleingedruckte noch nicht gelesen, vielleicht noch nicht einmal erhalten. Herr Zehetmaier hat es wie ein guter Versicherungs- oder Anlagevertreter nicht dabeigehabt, als er zum Vertragsabschluß drängte.
 
 

Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 15.07.2006 um 13.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4830

Kann mir nur denken, daß man bei Springer mittelfristig Kostensenkung erhofft. Die neue Software soll's richten! Damit sind dann die Ziele der Reform doch noch erreicht: Einheitlichkeit dank Technolgie-Allianz, und Einfachheit sowieso, weil ja automatisch korrigiert wird.
Es gab da noch ein drittes Ziel. Manche hielten es für das Hauptziel. Was war das doch gewesen? Egal, vielleicht ist das mit den gelben Streifen dann auch mit erledigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2006 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4828

Bemerkenswerterweise geben weder der Chefredakteur der HÖRZU noch seinerzeit Mathias Döpfner in jenem fatalen Brief sich die geringste Mühe, wenigstens die vorgeschobenen Gründe einigermaßen plausibel zu machen oder auch nur sorgfältig zu formulieren. Man lese noch einmal folgenden Satz des Chefredakteurs: "Anlass der Umstellung ist der Beschluss der Kultusministerkonferenz, die Rechtschreibreform entsprechend der Vorschläge des Rats für deutsche Rechtschreibung verbindlich zu ändern." Ein seltsamerer Kontext für das suggestive Wort "verbindlich" ist wohl noch nie ersonnen worden.
 
 

Kommentar von Max, verfaßt am 15.07.2006 um 12.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=553#4827

Ich selbst habe in der letzten Zeit ganz gern die Hörzu gelesen. Ich finde, dort war die Rückumstelung auf die bewährte Rechtschreibung ganz gut gelungen, das Lesen hat richtig Spaß gemacht. Jetzt werde ich diese Zeitschrift nicht mehr kaufen ...
 
 

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