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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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21.10.2006
 

Vom gelben Ende der Reform
ADAC und Duden werben gemeinsam

ADAC-Mitglieder erhalten das Dudenpaket Rechtschreibung und Fremdwörterbuch mit CD-ROM "exklusiv" 20 Prozent billiger als bei Einzelkauf.
Aus dem Werbeblatt: "Haben Sie sich auch über das jahrelange Hin und Her bei der neuen Rechtschreibung geärgert? Endlich sind sich alle einig. Seit dem 1. August ist die Reform verbindlich. Bringen Sie sich jetzt auf den Stand, der auf Jahre hinaus gültig sein wird."

(Man kann es zwei Wochen zur Ansicht bestellen.)

Woher weiß der Dudenverlag, daß der Rat in den nächsten Jahren keine Änderungen mehr beschließen wird? Und wenn das noch gar nicht beschlossen ist - liegt dann nicht ein weiterer Fall von irreführender Werbung vor? Und wer sind "alle", die sich einig sind? Und für wen ist die Rechtschreibung "verbindlich"? Alles auf Täuschung angelegt.

Wie sagte doch Lutz Götze so treffend? "Es geht in Wahrheit um das Geschäft und viel Geld." (Leserbrief SZ 29.11.1997)
Götze muß es wissen, denn er hat zwar an der Reform nicht mitgewirkt, aber als Bertelsmann-Autor mehr daran verdient als irgendeine andere Person.



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Kommentare zu »Vom gelben Ende der Reform«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2007 um 07.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#7158

Bei Thalia (in Erlangen größter und inzwischen fast einziger Buchladen) liegen Stapel des vorigen Duden Universalwörterbuchs für 19,90 Euro. Wer sich an der überholt-überholten Orthographie nicht stört, kann es ohne weiteres kaufen, dann hat er ein schönes dickes Wörterbuch für wenig Geld.

Ich habe diesen Laden, der mir eigentlich unangenehm ist, betreten, um schließlich doch noch das neue Wörterbuch "Wahrig: ein Wort - eine Schreibung" zu kaufen. Der junge Buchhändler in der entsprechenden Abteilung versicherte mir mit Bedauern, der Band sei nicht vorhanden. Ich habe dann einfach selber eines von zwei Exemplaren aus dem Regal gezogen und bin damit zur Kasse gegangen. So sind heute die Zustände. Als ich studierte, gab es in Marburg vorzüglich ausgebildete und informierte Buchhändler; entsprechende Erwartungen sind uns gründlich abgewöhnt worden.
 
 

Kommentar von K.Bochem, verfaßt am 04.01.2007 um 02.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#7157

Seit dem 2. Januar gibt es bei "Weltbild", neben dem gelben Duden für 20 €, einen blauen Duden für 14,95 €. Die "Sonderausgabe" kennzeichnet die Dudenempfehlungen nicht mehr gelb, sondern rosa ("empfohlene Schreibweisen sind rosa hinterlegt"). Der Werbeaufwand entspricht dem des ADAC-Duden (zwei Katalogseiten), ergänzt durch ein Wermke-Interview, eine Rubrik mit dem Titel "Konrad Duden - Wächter der Worte ..." und dem "Tipp: Großes Online-Special unter www.weltbild.de".
Übrigens: Weltbild läßt auch bei etlichen anderen Veröffentlichungen aus dem Duden-Verlag die Preise purzeln. Jokers evtl. auch?
 
 

Kommentar von "ADAC-Duden", verfaßt am 31.10.2006 um 00.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#6597

Folgendes Schreiben mit einem strahlenden Portraitfoto und der Faksimile-Unterschrift "Matthias Wermke" liegt dem "ADAC-Duden" bei:

»Liebe Dudenbenutzerin,
lieber Dudenbenutzer!

Nachdem die zuständigen staatlichen Stellen die Vorschläge des Rates für deutsche Rechtschreibung für eine Modifizierung des amtlichen Regelwerkes angenommen haben, kann die Rechtschreibreform nach langen und heftigen Auseinandersetzungen als abgeschlossen betrachtet werden. Aus der Sicht der Dudenredaktion ist jetzt die von ihr geforderte Sicherheit in Fragen der Orthografie wiederhergestellt.

Aus den letzten Regeländerungen ergeben sich jedoch zahlreiche neue Fälle, in denen es den Schreibenden selbst überlassen bleibt, zwischen zwei zulässigen Schreibungen zu wählen. Solche Schreibvarianten werden im Alltag da zum Problem, wo Wert gelegt wird auf eine einheitliche Rechtschreibung. Das betrifft alle schreibenden Berufe, das grafische Gewerbe, aber auch die Schreibkultur in Unternehmen und jeden Einzelnen. Wer nicht wissen will, wie er schreiben kann, sondern wie er schreiben soll, dem hilft das amtliche Regelwerk allein nicht weiter, und die Entwicklung einer eigenen "Hausorthografie" ist ein mühsames und unsicheres Geschäft.

Deshalb hat sich die Dudenredaktion dazu entschlossen, im neuen Duden immer dort, wo die Regeln mehrere Schreibungen zulassen, die von ihr empfohlene gelb zu unterlegen. Wer sich an diese Duden-Empfehlungen hält, stellt eine einheitliche Rechtschreibung sicher, die auch anderen leicht zu vermitteln ist. Näheres zu den Duden-Empfehlungen finden Sie in den Benutzerhinweisen (S. 17 ff.) erläutert.

Die Dudenredaktion ist davon überzeugt, mit den Duden-Empfehlungen einen wichtigen Beitrag zur Vereinheitlichung der neuen Rechtschreibung zu leisten und Ihnen damit die Handhabung der neuen Orthografie und den Schreiballtag entscheidend zu erleichtern. Ein sorgfältiger Umgang mit Rechtschreibung und Interpunktion zeichnet nicht nur die Schreiberin oder den Schreiber selbst aus, sondern ist immer auch ein persönlicher Beitrag zu einer aktiven Sprachpflege.

Mit freundlichen Grüßen«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2006 um 18.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#6564

Hier nun der Auszug aus dem ADAC-Schreiben vom 25.10.2006:

»Wir haben volles Verständnis dafür, dass Sie (...) Probleme mit so mancher Regelung der Rechtschreibreform haben. Da die Rechtschreibung nunmehr jedoch für alle deutschen Bundesländer sowie Österreich und die Schweiz einheitlich und verbindlich geregelt ist, brauchen Menschen, die sich daran halten wollen oder müssen, ein Wörterbuch, das die Schreibweisen gemäß den geltenden Regeln darstellt. Und ein solches haben wir unseren Mitgliedern mit diesem Duden-Set angeboten.

Die 24. Auflage des Rechtschreibdudens gibt exakt die Regelungen zur deutschen Rechtschreibung wieder, die der Rat für deutsche Rechtschreibung im März dieses Jahres vorgeschlagen hat und die von der Kultusministerkonferenz sowie den entsprechenden Institutionen in Österreich und der Schweiz bestätigt und für die Schulen als verbindlich erklärt wurden. Er ist damit ohne jede Einschränkung schultauglich.

Die Diskussionen der letzten zehn Jahre haben gezeigt, dass man über die Angemessenheit von orthografischen Regeln durchaus unterschiedlicher Meinung sein kann. Mit der Nachbesserung der amtlichen Regeln vom März ist jedoch ein Kompromiss gefunden worden, der von weiten Teilen der Bevölkerung als begrüßenswerter Abschluss der Debatte angesehen wird. Zahlreiche Verlage haben ihre Schreibungen bereits dem neuen Stand angepasst, und auch die Nachrichtenagenturen werden das neue Regelwerk anwenden.

Was nun die Dudenempfehlungen betrifft, so sind das nichts anderes als Empfehlungen. Niemand muss sich danach richten, denn die Alternativen werden immer mit angegeben. Gedacht sind sie lediglich für diejenigen, die sich keine eigene Hausorthographie erarbeiten und trotzdem einigermaßen einheitlich schreiben wollen.

Dass hierfür ein Bedarf besteht, weiß die Dudenredaktion aus ihrer langjährigen Sprachberatungspraxis, und es gibt zahlreiche positive Reaktionen auf die entsprechende Gestaltung der neuen Dudenauflage, die auch wir als sehr vorteilhaft beurteilen.«
 
 

Kommentar von Konrad Schultz, verfaßt am 28.10.2006 um 18.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#6563

Ein Buch kann wegen eines offensichtlichen technischen Mangels zu einem Mängelexemplar erklärt werden. Es kann nach einer gewissen Frist (18 Monaten) verramscht werden) oder als Remittendenexemplar (also unabsetzbar). Schade, Mängelexemplar ist das treffende Wort, aber offenbar unzulässig.
Ein Zeitungsredakteur wollte wegen der Veröffentlichung einzelner Worte aus einer (für ihn dienstlichen) Mail schon einmal klagen, aber anscheinend erfolglos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2006 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#6560

Noch vor wenigen Tagen hatte ein ADAC-Hauptverantwortlicher einen ziemlich dreisten Brief geschrieben, in dem er (in Wirklichkeit aber der Dudenverlag, von dem der Text offensichtlich verfaßt oder souffliert war) die Aktion verteidigte und den neuen Duden pries. Auszüge demnächst hier. Wie gesagt, den Duden gibt es bald nirgendwo mehr zum gebundenen Preis, die Aktionen überschlagen sich und wirken mehr und mehr wie eine Verramschung. Mein Vorschlag: Der Dudenverlag vertreibt die neuen Wörterbücher als "Mängelexemplare". Dann wäre er das Problem mit der Preisbindung los und würde außerdem bei der Wahrheit bleiben.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 27.10.2006 um 18.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#6558

Mein Vorschlag: Für Tageszulassungen und Vorführmodelle für Bücher gelten keine Listenpreise mehr. Das sind noch keine Gebrauchtbücher.
 
 

Kommentar von WL, verfaßt am 27.10.2006 um 18.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#6557

Schon wieder vorbei. Siehe hier.
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 23.10.2006 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#6501

Ich fände es auch ziemlich seltsam, wenn mir mein Spirituosenhändler ein ganz tolles Mittel gegen den Kater anbieten würde, nämlich Schnaps.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 22.10.2006 um 03.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#6488

Je dreister gelogen wird, desto so heftiger darf man dagegen Widerstand leisten – es ist aber auch um so weniger nötig. Lügen haben kurze Beine. Sytematische Propaganda hat längere Beine: Sie wird zwar bald durchschaut, ist aber bei vielen zuverlässig wirksam. Dreist verlogene Propaganda hat widerum normale Beine. In überschaubarer Frist wird das Lügengebilde von der Mehrheit abgelehnt. Recht bald wird es auch dem ADAC keine Freude mehr machen, sich für ein miserables Produkt ins Zeug gelegt zu haben. Einen solchen Werbefeldzug für den Duden wird es vermutlich nicht noch einmal geben.
 
 

Kommentar von Jan Henrik Holst, verfaßt am 21.10.2006 um 18.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#6423

Und gerade weil die Reformbefürworter immer so dreist lügen, darf der Widerstand nicht zu lasch ausfallen!
www.janhenrikholst.de
 
 

Kommentar von ADAC-Reklame, verfaßt am 21.10.2006 um 17.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=677#6395

Pressezitate, die in der ADAC-Werbung angeführt werden:

"Er ist so bunt wie keine Duden-Auflage vor ihm. Und gerade das macht die Arbeit mit dem ab 1. August gültigen neuen Duden so vergnüglich."
SUPERIllu, August 2006

"In einer Phase nachhaltiger Verunsicherung nimmt uns die Duden-Redaktion fürsorglich an die lange Leine: Wo immer das eine und das andere gelten kann, empfiehlt sie uns im Interesse einer Vereinheitlichung eine Schreibweise (gelb grundiert). Folgen wir alle der gelben Spur, haben wir bald das einig Vaterland der Rechtschreibenden."
Stuttgarter Nachrichten, 22.07.2006

Der neue Duden weist in allen Fällen, in denen die Rechtschreibregeln zu mehreren zulässigen Schreibvarianten füfhren, die von der Dudenredaktion jeweils empfohlene Schreibung besonders aus. An diese Empfehlung werden wir uns in Zukunft halten."
Die WELT, 01.08.2006

Hervorhebungen im Original unterstrichen.
 
 

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