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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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05.12.2006
 

Noch mehr Geld
Elektronik-Formen drängen in die Schulen

Natürlich sind Computer manchmal auch in der Schule nützlich, obwohl sie viel Zeit kosten und naturgemäß bei weitem nicht die Revolution sind, als die sie von interessierter Seite dargestellt wurden.
Sie sind nützlich wie ein gutes Lexikon oder ein Bunsenbrenner – eben für bestimmte Zwecke. Wenn es einer Schule gelungen ist, den Computer halbwegs sinnvoll in die Unterrichtsabläufe einzubauen, bekommen sie einen Preis – von Intel. Das berichtet die KMK voller Stolz.
»Die Kooperation mit Intel ist schon deshalb wegweisend, weil sie die neuen EU Richtlinien für Fortbildung, eLearning und Lebenslanges Lernen in vollem Umfang erfüllt.«

Das sagte Ministerin Erdsiek-Rave anläßlich der Auszeichnung einiger Schulen. Die Geräte sind u. a. dazu benutzt worden, den Schülern das Zehnfinger-Schreiben beizubringen als Vorbereitung auf die weitere Arbeit am PC. Darf man daran erinnern, daß es auch ohne PC möglich war, das Zehnfinger-Schreiben zu erlernen? (Bei uns stand es nur leider nicht auf dem Lehrplan.) Allerdings kann nur das Schreiben am Computer die Rechtschreibreform so recht zur Geltung bringen, und das bringt wieder zusätzliches Geld in die Kassen.



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Kommentare zu »Noch mehr Geld«
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Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 07.12.2006 um 04.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=740#6906

Schreibmaschine vs. PC-Tastatur

Das Zehn-Finger-Schreiben bezog sich auf mechanische Tastaturen. Bereits elektr(on)ische Schreibmaschinen wurden anders gehandhabt, weil der Anschlag nichts mehr mit dem Schlag der Type zu tun hatte. Die Entfernung zwischen Schreibmaschine und Computertastatur ist weit gößer als die zwischen (elektro)mechanischer / hydraulischer und elektr(on)ischer Traktur einer Orgel.

Bitte bei den Amis / Jankees oder so nachfragen (der Vorschlag ist freilich obszön), ob deren "Prädagogen" ihre Schüler mit Zehn-Finger-Schreiben am PC drangsalieren. Es liegt sichtlich wieder ein typisch deutsches "pädagogisches" Phänomen vor, mit dem ein weiterer Nachweis der Existenznotwendigkeit von Pädagogen erbracht werden soll.

Wo Probleme fehlen (Lokalsatz?!), schaffen Pädagogen welche.
 
 

Kommentar von Klaus Malorny, verfaßt am 06.12.2006 um 00.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=740#6892

Vor zwanzig, dreißig Jahren brauchte ein Computer vielleicht ein paar tausend Instruktionen, um eine Tastatureingabe auf den Bildschirm zu werfen und mit einer Textvorlage zu vergleichen. Mit der Fähigkeit, einige hunderttausend Instruktionen pro Sekunde zu verarbeiten, war er schon damals mit solchen Aufgaben unterfordert. Selbst heutige "veraltete" Schulcomputer können leicht die tausendfache Rechenleistung erbringen. Wenn Intel hier kooperiert, dann sollen bestimmt aber nicht so alte Schätzchen verkauft werden, sondern solche, mit denen man vor den eben besagten dreißig Jahren Atombombenforschung betrieben hätte. Das ist herausgeschmissenes Geld.

Obwohl ich seit meiner frühesten Jugend mich mit Computern beschäftigt habe und letztendlich mein Hobby zum Beruf gemacht habe, bin ich seit längerem der Auffassung, daß Computer im Schulunterricht nur eine marginale Rolle spielen sollten. Wenn der Computer nicht selbst Gegenstand ist (d.h. im Informatikunterricht), reduziert er meiner unbedeutenden Meinung nach nicht unerheblich die Fähigkeit, sich ausdauernd und tiefgreifend mit Themen zu beschäftigen. Leider sehen das wohl nur wenige Pädagogen genauso. Wundern tut mich das allerdings nach den RSR-Erfahrungen in keiner Weise...

Mit dem Stichwort "lebenslanges Lernen" ist mir wieder aufgefallen, daß natürlich nicht nur die Politiker von der immer schlechter werdenen Schulbildung der Menschen profitieren (die sich dadurch leichter regieren lassen). Auch Teile der Wirtschaft, gerade die Bildungsmedien, können vermutlich dadurch viel besser verdienen, da im zweiten Bildungsweg prinzipiell mehr Geld zur Verfügung steht und man nach der Jugend sowieso schwerer lernt. Daß dies auf Kosten der restlichen Wirtschaft und dem allgemeinen Wohlstand geht, ist natürlich irrelevant.
 
 

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