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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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13.05.2006
 

Umfragen
Wie man Ergebnisse manipuliert

"ZEIT Wissen" befragte voriges Jahr die Deutschen, ob sie diesem Satz zustimmen: "Eltern sollten mit ihren Kindern normal sprechen und nicht in 'Babysprache'."
95,2 % stimmten zu. Hätte man formuliert: "Erwachsene sollten sich, wenn sie mit Kindern sprechen, deren Verständnisfähigkeit anpassen" - dann hätten dieselben Leute wahrscheinlich ebenso entschieden zugestimmt, obwohl es das genaue Gegenteil ist.
Zur Zeit herrscht immer noch ein bißchen die Mode, die "Ammensprache" (Baby talk, Mutterisch) herablassend zu behandeln, wobei sich alte Vorurteile (auch Schamgefühle) mit theoretischem Bodensatz der Chomsky-Linguistik verbinden mögen. In Wirklichkeit scheitert jeder Versuch, mit Kindern in Erwachsenensprache zu reden, nach wenigen Sekunden, überall auf der Welt. Jeder benutzt Ammensprache, keiner gibt es zu. ("Schweigespirale")
So ähnlich lief auch die Befragung ab, als die Süddeutsche Zeitung von ihren Redakteuren wissen wollte, was sie von der "Rückkehr" zur "alten" Rechtschreibung hielten.



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Kommentare zu »Umfragen«
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Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 13.05.2006 um 11.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#4038

Die Frage der "ZEIT" ist einfach nur (absichtlich?) unpräzise formuliert, zum Alter der betreffenden Kinder sagt sie ja nichts.

Ich nehme doch fest an, daß Sie mit ihren Kindern nicht in Babysprache spechen, egal, wie sie grundsätzlich zum Thema stehen.

Eine gut bekanntes Ehepaar kommuniziert mit seiner Tochter (erste Klasse) per Babysprache und auch untereinander flöten diese Leute mindestens eine Quint über der nochmalen Sprechfrequenz. Ich kann mir nicht immer ein Schmunzeln verkneifen, wenn ich das höre.

Ja, wenn man seine Frage nur geeignet stellt, bekommt man leicht das Ergebnis heraus, das man gern haben möchte.

 
 

Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 13.05.2006 um 14.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#4039

Ich kann mir nicht vorstellen, daß die "Zeit" etwas gegen Babysprache hat, wo sie doch ganz freiwillig in "Ammendeutsch" schreibt.
 
 

Kommentar von T. P., verfaßt am 13.05.2006 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#4040

Unser Kleiner (1 1/2 Jahre) versteht unter Vogel und Piep-Piep dasselbe, spricht aber nur von "Piep-Piep". Dasselbe gilt für Hund/Wau-Wau. Wir bemühen uns aber, lieber die "richtigen" Wörter Vogel und Hund zu verwenden. Er weiß ja, was damit gemeint ist. Wenn wir nur "Wau-Wau" oder "Piep-Piep" sagen würden, hätte er wohl weniger Ansporn, das "richtige" Wort sprechen zu lernen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2006 um 18.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#4042

Wenn die Eltern ausschließlich Vogel und Hund gesagt hätten, müßte der Kleine sein Pieppiep und Wauwau anderswoher bezogen haben. Beide Wörter entsprechen optimal den kindlichen Möglichkeiten. Zunächst die Beteiligung der Lippen, dann die Reduplikation, die mit Unterstützung identischer Vokale die genaue Erfassung der Konsonanten erleichtert (vgl. Roman Jakobson: "Why mama and papa?"). Die Eltern geben dem Kind zurück, was dieses produziert, und ermöglichen ihm so ein genaueres Wahrnehmungs- und Bewegungsbild ("biologischer Spiegel"). Auf Vogel und Hund kann man noch lange warten! Stern/Stern haben schon gezeigt, daß der Übergang meist durch Verbindungen wie Piepvogel oder Wauwauhund hergestellt wird. Die Angst davor, daß Kinder nicht motiviert werden könnten, die Erwachsenensprache zu lernen, ist offensichtlich unbegründet, denn wir alle haben sie ja so gelernt.
 
 

Kommentar von Yutaka Nakayama, verfaßt am 14.05.2006 um 18.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#4047

Meine Tochter - ich habe leider schon vergessen, wann das war - fühlte sich beleidigt, als ich für sie ein Auto als "buh-buh" in der japanischen Babysprache bezeichnete. Ich war froh, daß sie ihre Babyzeit hinter sich hatte. Alles hat seine Zeit, leider außer der Rechtschreibreform. Es stimmt mich traurig, mit ansehen zu müssen, wie die deutsche Sprachgemeinschaft immer noch von der Babyschreibung an der Nase herumgeführt wird.
 
 

Kommentar von T.P., verfaßt am 15.05.2006 um 09.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#4052

Dank an Theodor Ickler für diese beruhigende Information. Das Piep-Piep und Wau-Wau ist wohl - verkürzt beschrieben - so entstanden: "Schau, da sitzt ein Vogel, der macht piep-piep." - "Piep-piep?" - "Ja, der macht piep-piep!" - "Piep-Piep!" (immer wieder freudig wiederholend, auch später, wenn ein Vogel auftaucht, der nicht "piept", verbunden mit Deuten; auch als Frage formuliert, um eine Bestätigung zu hören). Also entsteht der Name über die Beschreibung einer unüberhörbaren Eigenschaft, wird aber dann von der Wahrnehmung der Eigenschaft unabhängig (hat das etwas mit Pawlow zu tun?).
 
 

Kommentar von Mit Kind, verfaßt am 15.05.2006 um 09.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#4054

Sehr interessant ist die jetzige Tendenz unseres Kindes (2 1/4), selbsttätig Partizipformen zu entwickeln:

wegworft (weggeworfen)

wegnommt (weggenommen)

weggangt (weggegangen)

trunkt (getrunken)

geßt (gegessen),

teilweise mit doppelt ausgesprochenem Schluß-t.

Wir sprechen ganz normal mit ihm und bringen ihm keine Babywörter bei, aber wir bekämpfen sie auch nicht. Wie es sich jetzt das Sprachvermögen und -verständnis aneignet, ist sehr faszinierend (sofern man aufmerksam zuhört und es nicht als kindliches Gebrabbel abtut).
 
 

Kommentar von Mit Kind, verfaßt am 15.05.2006 um 09.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#4055

an T. P.

Das Kind hört, sofern es Eltern hat, die mit ihm sprechen, immer wieder dieselben Wörter. Der sich entwickelnde kindliche Verstand vergleicht jedes erkannte Wort unbewußt mit der Situation, in der es aufgetaucht ist. Dadurch wird die Bedeutung, die diesem Wort zugeordnet wird, solange modifiziert, bis der Begriff gefestigt ist.

"Kalt" ist z. B. ein völlig abstraktes Wort, das zunächst nichts bedeutet. Dann kommt mal eine Milch, und die ist kalt. Dann ist ein Spaziergang kalt usw. Gestern gab es ein Eis und ich sagte unserem Sohn: "Vorsicht, das ist heiß, wir müssen erst pusten!"

Antwort: "kalt!"
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.05.2006 um 11.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#4056

Stern/Stern haben schon gezeigt, daß der Übergang meist durch Verbindungen wie Piepvogel oder Wauwauhund hergestellt wird.

Auf einen Versuch der Erläuterung des Unterschieds zwischen Ameise und Meise reagierte meine Nichte (2 J.) mit dem Neologismus Ameisevogel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2011 um 08.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#19052

In Erlangen endet demnächst die Foto-Ausstellung "Idole". Zuvor war sie in Speyer, wo man sie auch geplant hat. "Idole" sind hier Prominente, darüber kann man natürlich streiten, aber mir geht es um etwas anderes. Auf einem Computer kann man abstimmen, wen man für das größte Idol hält. Das geht auch im Internet, bisher haben sich über 100.000 Leute betätigt. Gesamtsieger ist Elvis Presley, wogegen z. B. meine Frau bestimmt nichts einwenden wird. Aber nun: In der Altersgruppe der 50- bis 65jährigen ist Castro mit Abstand der Spitzenreiter, gefolgt von seinem Kumpel Che Guevara. Mit Verlaub: das kann nicht stimmen. Sowohl an den Computern in der Ausstellung als auch zu Hause kann man übrigens so oft abstimmen, wie man will ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2016 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#34080

(Über "Umfragen" habe ich mich auch unter "Kopfrechnen" schon lustig gemacht.)

Mit der Schweigespirale ist es schon recht interessant. Angeblich findet eine Mehrheit der Deutschen es gut, daß Merkel wieder kandidiert; sie ist ziemlich beliebt.

Nun sind aber die Leser-Mails an FOCUS, ZEIT, WELT usw. fast ausnahmslos von dieser Art:

Honnecker´s Rache wird noch so´lange kandidieren, bis auch der letzte Syrer Deutschland erreicht hat; Ich hoffe nur, dass unser Sozialsytem endlich zusammenbricht und Deutschland für Wirtschaftsflüchtlinge uninteressant wird. Jeder moslemische Kriminelle aus dem Nahen Osten und Afrika wird von Deutschland magnetisch angezogen; nirgendwo sonst können Kriminelle so ungestraft schalten und walten wie in Deutschland. Es wird Zeit, dass sich die Deutschen dagegen wehren! Merkel ist nicht die Lösung der Probleme sondern das Problem. (FOCUS 10.12.16)

Meistens enthalten sie noch mehr Rechtschreibfehler und wirken spontan hingefetzt. Fürsprecher hat die Kanzlerin jedenfalls keine.

Diese Diskrepanz erklärt vielleicht auch die Trump-Überraschung. Man bleibt unter sich und glaubt, die eigene Meinung sei die allgemein herrschende, weil man keine andere hört.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2017 um 18.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#34437

Im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks hat Infratest Dimap herausgefunden, daß viele Deutsche die junge Generation nicht für demokratiefähig halten (was immer das heißen mag). Fast alle Kinder haben auf Befragen geantwortet, sie wünschten sich mehr Mitbestimmung in der Schule. (Wenn sie wenigstens ihr Klassenzimmer sauberhielten! Der Schulweg sieht auch saumäßig aus.) Das Kinderhilfswerk scheint nach neuen Aufgaben zu suchen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.02.2017 um 10.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#34439

Stand nicht an erster Stelle der Wunsch nach mehr Mitbestimmung in der Familie? Verständlich – Entscheidungen über Ausgehzeiten z. B. fallen oft sehr undemokratisch.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.02.2017 um 10.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#34440

Ich erinnere mich, wie wir als Kinder beim Fußball die beiden Mannschaften ausgewählt haben, sehr demokratisch ("Tip-tap"), oder wie beim Kindergeburtstag das nächste Spiel bestimmt wurde ("Mehrzahl siegt" hieß es immer). So kann man wohl als Kind Demokratie lernen, aber damit ist auch schon gesagt, daß man als Kind Demokratie noch nicht "kann", sondern eben erst lernen muß. Per Definition (Gesetz) ist dieser Prozeß mit 18 abgeschlossen.

Es gibt natürlich immer diese wohlmeinenden Ammen, denen die 18 nicht paßt, die am liebsten das aktive und passive Wahlrecht bis ins Vorschulalter ausweiten möchten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2017 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#34771

FAZ-Umfrage: Ist der Schulz-Effekt mit der Saarland-Wahl vorbei?

Welcher Schulz-Effekt?

Übrigens titelt die Zeitung:

Das Erfolgsgeheimnis der Kramp-Karrenbauer

Längere Namen scheinen diese Konstruktion zu begünstigen. Das Erfolgsgeheimnis der Merkel würde man kaum sagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2017 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#34775

Journalisten berichten über Zufriedenheit oder Frust bei einzelnen Politikern oder ganzen Parteispitzen und merken selbst nicht, daß sie sich all das nur ausgedacht haben, ohne privilegierten Zugang. Das ist so üblich geworden, daß die Täuschung der Leser ohne jedes Unrechtsbewußtsein geschieht. Auch ein Aspekt des Überwiegens von Kommentar über Reportage.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 29.04.2020 um 15.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#43529

Ich nehme an der Antikörperstudie zu COVID-19 in München teil. Jeden Tag soll man ein paar Fragen online beantworten. Einige Fragen beziehen sich darauf, mit wie vielen Leuten bzw. wie lange man Kontakte hatte bzw. ob man zu einer als COVID-19-infiziert bekannten Person oder einem COVID-19-Verdachtsfall Kontakt hatte. Die Formulierung ist immer nur, ob man "Kontakt hatte".

Aber was ist ein Kontakt, was ist keiner? Schon ab einer Sekunde, oder ab welcher Dauer? Wenn man einkauft und von der Kassiererin durch eine Kunststoffscheibe getrennt ist, soll das ein Kontakt sein? Wenn beide sich nur ganz kurz begegnen, nicht sprechen und Mundschutz tragen, soll das etwa genauso ein Kontakt sein wie zehn Minuten herkömmliche Unterhaltung ohne Mundschutz? Die Ausfüllenden werden beim Antworten völlig verschiedene Annahmen zugrunde legen.

Mit einem enormen Aufwand wird diese Studie durchgeführt (3000 Haushalte werden einbezogen), aber diese studierten Trottel bemerken nicht einmal, daß anklickbare Erläuterungen zu "Kontakt haben" und auch differenziertere Fragen zu den völlig verschiedenartigen "Kontakten" nötig wären, wenn man zu einer aussagekräftigen Auswertung kommen will.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2020 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#43530

Viel mehr kann die geplante App auch nicht herausfinden. Damit sie überhaupt genutzt werden kann, müssen die Infiziertenzahlen sehr niedrig gehalten werden.

Vor ein paar Tagen hat ein Regensburger Psychologe Kuhbandner dem Rest der Welt vorgerechnet, was es mit Corona auf sich hat: nicht viel. Deshalb seien auch die Einschränkungen nicht gerechtfertigt usw. Die rechte Ecke heißt ihn unbesehen als neuen Kronzeugen willkommen. Mathematiker haben damit begonnen, ihm seine Fehler nachzuweisen. Das Robert-Koch-Institut kann und will solche Äußerungen von Fachfremden nicht kommentieren.

Papa, was ist Menschenwürde? – Das ist die Wirtschaft, Dummkopf!
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 29.04.2020 um 18.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#43531

Bei der App werden immerhin die Mindestdauer des Kontakts und der Abstand genau definiert. Mit der App sollen Verdachtsfälle der Überprüfung zugeführt werden, was ja sinnvoll ist, solange die App auf bedrohlich lange Kontaktzeiten eingestellt wird. Ob eine Infektion dann auf dem per App erfaßten Kontakt resultiert oder aus einem anderen, weiß man natürlich nicht.

Bei der Umfrage geht es darum, statistisch Korrelationen zwischen Kontaktmengen und der Infektionsgefahr zu erkennen. Das könnte im Prinzip bei großen Teilnehmerzahlen funktionieren, aber natürlich dann nicht, wenn undifferenziert nach "Kontakten" gefragt wird und die Teilnehmer ganz verschiedene Vorstellungen haben, was als Kontakt anzusehen ist. 10 Minuten Fahrt mit der U-Bahn, alle Sitzplätze sind belegt. Wie viele Kontakte sind das nun? Zählt auch jemand mit, der drei Meter entfernt für vier Stationen mitgefahren ist? Auch dann, wenn er eine Maske trug? Auch dann, wenn zusätzlich ich eine Maske getragen habe? Wie sind die Abstände, die Dauer der Begegnung, die Umgebung (geschlossener Raum oder Freiluft) und die Maskennutzung jeweils zu veranschlagen? Alles unklar. Jeder Teilnehmer interpretiert das auf seine Weise.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.04.2020 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#43533

Sehr berechtigte Fragen. Was ist denn das für eine Studie? Fragen Gesundheitsbehörden, oder ist es eine Qualifikationsarbeit von Soziologiestudenten? Haben Sie die Veranstalter auf die Probleme hingewiesen? Die Antwort wäre wohl von allgemeinem Interesse.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.05.2020 um 18.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#43552

Das ist die offizielle Antikörper-Studie KoCo19 in München. (Bitte googeln.)

Ja, ich habe per Hotline meine Irritation mitgeteilt und aufgefordert, den Begriff "Kontakt" zu präzisieren. Ich erfuhr, zu diesem Punkt seien auch die meisten anderen Rückfragen gekommen.

Als ich zwei Tage später wieder den Fragebogen ausfüllte, stand da statt "Kontakt" nunmehr in allen drei Fällen "näher als 2 m im Kontakt". Damit ist also "Kontakt" jetzt definiert. Man könnte immer noch fragen, ob es ein Kontakt ist, wenn eine Plexiglasscheibe dazwischen ist. Dazu wird nichts gesagt. Für mich ist das kein Kontakt, weil es vor allem auf die mögliche Tröpfchenübertragung ankommt. Andere werden das ignorieren und die Situation als Kontakt einstufen, wenn der Abstand weniger als zwei Meter war. Andererseits, wenn man den Mundschutz in Rechnung stellt, den beide in so einer Situation normalerweise tragen, dann gibt es eigentlich gar keine typischen Tröpfchenübertragungen mehr, außer wenn man die Köpfe sehr dicht zusammensteckt. Vielleicht hätten sie schreiben sollen "näher als 2 Meter ohne Mund-Nasen-Bedeckung in Kontakt". Aber dann müßte man differenzieren: Hatten beide einen Mundschutz oder keiner von beiden oder nur einer, und wenn letzteres, trug der Befragte den Mundschutz oder der andere? Das wäre wohl zu kompliziert für eine Erläuterung, und man hat vielleicht deshalb auf die Differenzierung mit vs. ohne Mundschutz verzichtet.

Welche Umformulierungen der Fragen es sonst eventuell gab, konnte ich nicht nachvollziehen, weil ich die vorige Fassung des Fragebogens nicht mehr sehe. Die Dauer der Kontakte wird jetzt summarisch erfaßt: "Wie lange waren Sie in den letzten 24 Stunden insgesamt näher als 2 m im Kontakt mit Personen, die nicht zu ihrem Haushalt gehören?" Diese Fragestellung leuchtet mir ein, denn eine genaue Aufschlüsselung nach jedem einzelnen Kontakt wäre nicht praktikabel.

Somit hat sich meine Kritik im wesentlichen erledigt. Die Sache hat jetzt Hand und Fuß, jedenfalls im Vergleich zu vorher.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 11.05.2020 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#43581

Nachtrag: Als ich heute wieder den täglichen Fragebogen ausfüllen wollte, las ich, daß es wegen der Entwicklung des Infektionsgeschehens und der inzwischen beschlossenen Lockerungen vorerst keine Fragebögen mehr auszufüllen gebe.

Was aber ist tatsächlich der Hintergrund dieser Änderung? Man könnte doch die Fragebögen weiterhin ausfüllen lassen und dann, sogar besonders aufschlußreich, Unterschiede vor vs. nach den Lockerungen herausarbeiten.

Möglicherweise ist den Wissenschaftlern einfach der Aufwand mit der Auswertung zu groß geworden. Oder man hat erkannt, daß bei der Fragebogenaktion nicht viel mehr herauskommen kann als die Erkenntnis: "Je mehr Kontakte, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer Infektion." Bei welchen konkreten Gelegenheiten und unter welchen Bedingungen Ansteckungen wie oft stattfinden, kann man wohl besser bei der individuellen Nachverfolgung herausfinden, nachdem eine Infektion festgestellt wurde. Möglicherweise haben auch zu wenige Teilnehmer die Mühe auf sich genommen, täglich die Fragebogen auszufüllen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.07.2022 um 00.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=502#49410

»Mehrheit der Deutschen fürchtet Gasmangel im Winter«. Interessant. Und nun?
 
 

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