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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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03.06.2010
 

Ziegenquark
Pech mit Fremdwörtern, Fortsetzung

Huber gilt als erfolgreicher Hochschulmanager, der die LMU bereits in zwei Amtszeiten geführt hat und in dessen Ägide auch die großen Erfolge der Hochschule in der Exzellenzinitiative fallen. (SZ 2.6.10)

Der Verfasser scheint Ägide mit Ära verwechselt zu haben. Ich beobachte die zunehmende Verwirrung beim Gebrauch dieser "humanistischen" Überbleibsel mit einem gewissen Vergnügen. Es ist gut denkbar, daß man aus lauter Überdruß bald ganz damit aufhört und auf deutsch sagt, was man meint – zumal es ja so kompliziert nun auch wieder nicht ist.

(Die Ziegen-Etymologie der Ägide soll nach Kluge/Seebold nicht mehr so sicher sein, ich weiß aber nichts Besseres.)



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Kommentare zu »Ziegenquark«
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Kommentar von R. M., verfaßt am 03.06.2010 um 09.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#16288

Eine echte Konyphere also, dieser Huber.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.06.2010 um 09.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#16289

Ich soll schöne Grüße von Mrs. Malaprop ausrichten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2010 um 13.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#16295

Das ist der Beginn des Endes von Angela Merkel: Die Bundeskanzlerin wird nun einem innerparteilichen Fanal ausgesetzt sein. (Alexander Görlach bei t-online 1.6.10) („Der 1976 geborene Journalist ist promovierter Theologe und promovierter Germanist.“)

Einem Fanal ausgesetzt?
 
 

Kommentar von R. H., verfaßt am 05.07.2010 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#16456

Und ein Wort braucht nicht einmal ein wirklich fremd Wort zu sein, um einen heutigen Schreiber zu befremden. Es reicht, wenn es nicht alle Tage zu hören und zu lesen ist.

So meldete jüngst arte.tv (und etliche andere Vorschauen, online oder gedruckt), in der Dokumentation "Borat – Ein Dorf lacht nicht" würden die Bewohner des rumänischen Glod "als rückständige Kasachen verballhornt". (24.6.10)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2011 um 10.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#19781

Der marxistische Behindertenpädagoge Wolfgang Jantzen gibt halbverdauten Chomsky so wieder:

Menschen unterscheiden sich durch die Art ihrer Grammatiken, also durch die höhere Rekursivität, von den in der Tendenz bereits intentionalen Handlungen der Affen. Sie verfügen über eine „Phrasen-Struktur-Grammatik“ anstellte einer bloßen „Final-State-Grammatik“.

(statt Finite State) (Die These ist auch sachlich fragwürdig.) Auch Embodyment ist problematisch.

An anderer Stelle spricht er vom Gyrus cingulus (statt cinguli). Eine ähnliche "Kongruenz": Im strikten Sinne seiner Theorie, strictu sensu, war Kant der Ansicht, dass die Vernunft nicht allen Menschen zukommt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 27.12.2011 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#19782

"Und ein Wort braucht nicht einmal ein wirklich fremd Wort zu sein …"

Ebenfalls ein Beispiel ist das lange vergessene "kirre", das völlig konträr zu seinem ursprünglichen Sinngehalt nun meist "konfus", "nervös", "gereizt" bedeutet soll. Der eilfertige Duden führt "kirre machen" bereits als Synonym zu "aufregen, erregen, erzürnen".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2012 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#21276

Das Internet hat auch etwas Gruseliges. Ich habe unten Alexander Görlachs supergescheite These vom "innerparteilichen Fanal" aufgespießt (#16295). Wenn man nun googelt, findet man fast 200 Zitate, allerdings keines davon sprachkritisch. Den Mantel des gnädigen Vergessens gibt es nicht mehr, jeder Lapsus wird für alle Zeiten ausgestellt und vervielfältigt. Man muß vorsichtig sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2012 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#22015

während der Ägide des pädophilen Schulleiters Gerold Becker (SZ 28.11.12)

Ich bleibe dabei, daß Ägide eins von zehntausend überflüssigen Wörtern ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2013 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#23715

Bislang hatte die Parteispitze sich auf die Position zurückgezogen, dass es Missbrauch unter grüner Ägide nicht gegeben habe. (welt.de 22.7.13)

Ist das nicht eine Zumutung für WELT-Leser, die ja von etwas schlichterem Gemüt sind als etwa die klugen Köpfe vor und hinter anderen Zeitungen? (Wer es nicht glaubt, braucht bloß die Leserbriefe zu vergleichen.)

Grüne Ziegen sind wahrscheinlich genmanipuliert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2013 um 17.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#24421

Focus berichtet, daß sich der "Andenpakt" (wozu auch unsere lieben Jungen Wilden gehören) "heimlich" in Berlin getroffen habe. BILD war dabei und hat Bilder gemacht. Es gab Spätzle mit Braten und dunkler Soße (bestimmt zur Tarnung). Die Leser haben sich schon hinreichend lustig gemacht über dieses Glanzstück von investigativem Journalismus.

Focus schreibt aber auch: Frauen sind im Pakt tabu.

Das heißt nach meinem Verständnis: Frauen sind auch dabei, aber man hat sich darauf geeinigt, sie nicht anzufassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2014 um 18.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#25705

Mit den vielen tausend Belegen, die ich zur sprachlichen Dokumentation gesammelt habe, werden natürlich auch viele Meinungsäußerungen aufbewahrt, die mich nach einigen Jahren zum Kopfschütteln oder Schmunzeln bringen. So jene nun vier Jahre alte Prophezeihung Alexander Görlachs, der Anfang vom Ende Angela Merkels sei da (s. u.). Die Journalisten vertrauen darauf, daß ihre großartigen Botschaften schon morgen vergessen sein werden, und das stimmt ja auch meistens. Daran hat das Internet wenig geändert, denn wer sieht schon nach, was Herr Görlach vor vier Jahren geschrieben hat? Nur wir Sprachwissenschaftler wälzen unsere Sammlungen um und um, und da kommen die alten Sachen immer mal wieder obenauf zu liegen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2019 um 07.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#42564

Krebserkrankungen werden nicht nur aus demoskopischen Gründen heraus immer häufiger. (https://www.isr-gesundheitsakademie.de/gesundheitssport-fuer-jedermann/trainingstipps-vom-isr-team/9-trainingstipps-vom-isr/25-onko-walking.html)

Steht übrigens unter "Onko-Walking", nettes Kauderwelsch unserer Zeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2023 um 06.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1311#50281

Die SZ fragt, wer die „elaboriert ausgearbeiteten Reden“ Selenskyjs geschrieben hat. Da werden wohl einige kooperativ zusammengearbeitet haben.
 
 

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