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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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30.06.2007
 

Was bleibt …
Leichtverderbliche Ware aus dem S. Fischer Verlag

Der Band „Was vom Tage bleibt“ (Fischer-TB 2004) ist in Reformschreibung gedruckt. Herausgeber Thomas Steinfeld hat es wohl nicht verhindern können.
Ganz richtig ist die Umsetzung aber auch nicht. Man liest also …würde mir Angst und Bange werden (106), platzieren (97), was ihm Not tut (104). Sogar der als Beiträger beteiligte Bremer Professor Baßler wird manchmal Bassler geschrieben. Außerdem finde ich nicht so schön: Ideolekte der Wissenschaften (122), der deutlichste Dissenz in dieser Runde (64).
Insgesamt also: Grauschleier auch hier, nach nur drei Jahren noch grauer wirkend.



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Kommentare zu »Was bleibt …«
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Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 30.06.2007 um 17.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#9257

Latein und Griechisch scheinen sich mit Lichtgeschwindigkeit auch aus professoralen Bewußtseinen zu entfernen. Nur "LQI" steht bisher im Verdacht, von einem Ideolekt zu handeln. In manchem Idiolekt indes wird Dissens analog zu Essenz abgleitet (man kann Regens durch Reduktion auch von Regensburg ableiten).
Augst hätte es wissen und den Ethnolekt Deutsch entsprechend zu Dissenz verdonnern müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2007 um 17.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#9258

Aus den besorgten Fragen von Seminarteilnehmern entnehme ich, daß fast alle glauben, sie müßten jetzt reformiert schreiben. Die Auskunft, der Streich sei nur für die Schulen verbindlich, stößt auf Unglauben, besonders natürlich bei Ausländern. Die Frage, welches Rechtschreibwörterbuch sie sich anschaffen sollten, kann ich leider nicht beantworten. Neulich glaubte sogar ein deutscher Proseminarist, er müsse seinen Familiennamen ändern, und schrieb sich, sagen wir mal, "Kassler" statt "Kaßler".
An meiner Dienstzimmertür hängt weiterhin der Hinweis, daß studentische Arbeiten nicht in Reformschreibung eingereicht werden sollen, weil sie den angehenden Germanisten disqualifiziert.
Während man übrigens den neuen Duden als Sonderausgabe zum Wahrig-Preis bekommt, gibt es den Wahrig beim Bertelsmann-Club schon für 9,95 Euro.
 
 

Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 30.06.2007 um 18.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#9259

Inwiefern sind platzieren und was ihm Not tut Beispiele für fehlerhafte Umsetzung der Reform? Entsprechen diese Schreibungen denn nicht dem Reformstand von 2004? (Der Duden hat inzwischen placieren auf eigene Faust wiedereingeführt, um der Aussprache mit stimmlosem [s] Rechnung zu tragen. – Not tun ist inzwischen zu nottun berichtigt, ebenso Not sein zu not sein, aber von letzterem hat die Dudenredaktion noch nichts mitbekommen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2007 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#9260

Noch etwas zur Neuschreibung von Eigennamen: In der Süddeutschen Zeitung las ich heute, daß ein Fürst Schaumburg-Lippe usw., der zum zweitenmal heiratet, so recht volkstümlich auch mal im "Känguru" in Bückeburg einkehrt. Wir alten Bückeburger wissen aber doch, daß die Gaststätte "Känguruh" heißt. Kann mal jemand vorbeischauen, ob sich das geändert hat?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2007 um 18.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#9261

Zu Herrn Konietzko: Es war nicht so gemeint, daß alle angeführten Schreibungen falsch seien. Es geht eben bloß durcheinander.
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 02.07.2007 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#9279

Das Känguruh in Bückeburg hat seinen Namen nicht geändert, wenn man den Quellen im Internet trauen darf.
 
 

Kommentar von B. Eversberg, verfaßt am 02.07.2007 um 12.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#9282

Gegen die verbreitete Annahme, jeder müsse reformiert schreiben, muß etwas getan werden. Das Absurde der Situation ist überhaupt nicht ins öffentliche Bewußtsein gedrungen: sie bedeutet ja nichts anderes als "Non vitae sed scholae". Es hätte direkt nach dem Urteil in Karlsruhe einen Aufschrei der Lehrer- und Elternschaft geben müssen.
Absurd und öffentlich unbemerkt ist auch, daß jetzt der Rat wieder dem Usus die Priorität geben will, aber die gegen den 100jährigen Usus verordneten Erfindungen bleiben bestehen. Bis ein neuer, herbeigezwungener Usus sie sanktioniert?
Und die Neufehler z.B. durch Übergeneralisierung, konstituieren die dann auch einen Usus quasi als in allgemeinem Gebrauch erweiterte Regel?
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 02.07.2007 um 16.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#9285

Die Interpretationshoheit für Begriffe liegt bei den Mächtigen. Der Rat und seine Auftraggeber definieren, was unter "Usus" zu verstehen sei. Mit der Realität hat das nichts zu tun. Zweckideologische Betrachtungsweisen dominieren.
Dies alles sieht etwas düster aus - aber die Sprache wehrt sich heftig. Sie stellt sich immer irgendwo quer und verspießt sich, und nichts und niemand kann das hindern. Sprache gehört dem Volk, und alle Versuche, sie diesem zu stehlen, werden auf lange Sicht zum Scheitern verurteilt sein. Irgendwann verlieren die Mächten die Freude an diesem vergeblichen Spiel.
Laßt uns optimistisch in die Zukunft blicken! Und in die Schweiz!
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 02.07.2007 um 16.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#9286

Mir scheint ein dringender Bedarf für ein "Übersetzungswörterbuch für Politikerworte" vorzuliegen, in welchem man die wirklichen Bedeutungen findet. Das müßte man allerdings jährich neu kaufen.
 
 

Kommentar von P. L., verfaßt am 02.07.2007 um 18.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#9289

http://107228.homepagemodules.de/t224f9-Zum-Abschied.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2013 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#23476

Vor zehn Jahren wusste die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, was dem Land und ihrer Partei Not tue. (FAZ 24.6.13)

"Korrekt" wäre nottue, aber das sieht natürlich auch nicht so gut aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2018 um 09.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#39757

Den Dissenz findet man nun erstaunlich oft. Das könnte mit der Verunsicherung durch potenziell usw. zusammenhängen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.10.2018 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#39759

Vielleicht auch mit Essenz, Differenz usw.? Aber diese wurden ja nicht verändert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2018 um 18.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#39760

Ich meine nicht, daß bestimmte Wörter der Grund sind, sondern die unspezifische Verunsicherung, die durch Reform und Revisionen in einzelnen Bereichen entstanden ist.

In "Sterne und Weltraum" lese ich gerade der nicht ganz Ernst zu nehmende Vorschlag. Das ist auch so ein Fall.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.10.2018 um 00.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#39762

Eine Frage in die Runde: Soll man die vielen stummen "e" im süddeutschen Hochdeutsch mit einem Apostroph markieren oder einfach weglassen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.10.2018 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=866#39768

Im Standarddeutschen ("Hochdeutsch") schreibt man ja bei Auslassungen üblicherweise einen Apostroph. Man schreibt nicht unbedingt genau lautlich, sondern i. a. nach dem Stammprinzip.

Was die hochdeutschen (mittel- und oberdeutschen)Dialekte und Mundarten betrifft, also auch im süddeutschen Raum, so gibt es zunächst einmal für Dialekte meines Wissens keine allgemein anerkannten Schreibregeln oder Übereinkünfte. Jeder Mundartschreiber folgt seinen eigenen Regeln. Innerhalb der Mundarten bilden sich trotzdem meist bestimmte Gepflogenheiten heraus, die dann mehr oder weniger eingehalten werden. Eine allgemeine Grundregel scheint mir aber zu sein, daß in Dialekten die lautliche Schreibung einen wesentlich höheren Stellenwert hat als im Standarddeutschen. Ein stummes e gilt dann beispielsweise gar nicht als Auslassung, sondern es wird eben gemäß der Aussprache meist kein e geschrieben, und demzufolge auch kein Apostroph.
 
 

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